Früher eine Notlösung, heute ein Hobby – Bayrische Brennerausbildung in Deutenkofen

Abschlussfeier für Obst- und Kleinbrenner im Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstbau Deutenkofen. Die Festrede hielt Bezirksrätin Marina Hammerl.

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim führt in Zusammenarbeit mit dem bezirklichen Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstanbau Deutenkofen seit 2010 eine umfassende Ausbildung für Obst- und Kleinbrenner durch. Die Abschlussfeier eines Brennerkurses fand am Donnerstag, den 25. Mai 2023 im Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstbau in Deutenkofen statt.

Zum bezirklichen Agrarbildungszentrum Landshut-Schönbrunn gehört der Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstbau Deutenkofen. Auf einer Fläche von über 20 Hektar mit 12 Obstkulturen werden dem interessierten Besucher neueste Erkenntnisse über verschiedene Anbau- und Erziehungsmethoden sowie Informationen über altbewährte und neue Sorten vermittelt. Das breite Spektrum macht Deutenkofen zu einem der vielseitigsten süddeutschen Obstbaubetriebe – allein 200 Apfelsorten werden dort angebaut.

Wichtigste Zielgruppe seien Freizeit- und Hobbygärtner bzw. Mitglieder der Verbände des Freizeitgartenbaus, für die vorwiegend im Winterhalbjahr ein reichhaltiges Kursprogramm angeboten wird. Aber auch Seminare, Lehrgänge und Obstbautage für Kreisfachberater oder Obstbauern zu neuen Erziehungssystemen, Sorten und Bewirtschaftungsmethoden finden regelmäßig statt.

Was früher als Notlösung verspottet wurde, ist heute ein weitverbreitetes Hobby, das immer mehr Anhänger findet. Der Grund dafür sind die vielen individuellen Möglichkeiten und Geschmacksrichtungen, die selbst gebrannter Alkohol mit sich bringt. Selbstbrennen sei durchaus gesellschaftsfähig und einfacher, als Viele denken.

Ein sechswöchiger Lehrgang im Beispielsbetrieb für Obstbau in Deutenkofen, dient in erster Linie zur Vorbereitung auf die Gehilfenprüfung als BrennerIn. Zielgruppe seien also Personen mit eigenem Brennkontingent und mehr oder weniger praktischer Berufserfahrung.

Die zum Brennen notwendigen Zutaten richten sich natürlich nach der Art des Schnapses, den man am Ende erhalten möchte. Dankbar seien beispielweise Früchte wie: Äpfel, Birnen, Trauben, Kirschen, Marillen, Zwetschgen, usw., aber auch Gemüse kann in Frage kommen: Kartoffeln, Getreide usw.

Das Brennen von Alkohol sei durchaus eine ernst zu nehmende Alternative zum etablierten Spirituosenhandel. Neben exaktem Arbeiten und einer funktionstüchtigen Anlage seien auch einige Sicherheitsaspekte zu beachten, weil insbesondere die alkoholhaltigen Dämpfe leicht entzündlich seien.

Rechtsgrundlage ist § 45.2 des Berufsbildungsgesetzes, welcher ohne reguläre Ausbildungszeit, aber mit dem Eineinhalbfachen der normalen Berufsausbildungszeit an Berufserfahrung (also in der Regel nach 4,5 Jahren) das Ablegen der Gehilfenprüfung gestattet. Die Ausbildung findet wiederum an den Lehrgangsorten bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim und Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstbau Deutenkofen vom Bezirk Niederbayern statt.

Martina Hammerl nahm die Abschlussfeier zum Anlass kurz den Lehr- und Beispielbetrieb vorzustellen. Der Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstbau gehöre zum Agrarbildungszentrum des Bezirks Niederbayern. Dies gehe auf die 1960er Jahre zurück, als viele Einrichtungen bzw. Güter vom Staat aus wirtschaftlichen Gründen verkauft wurde. Und so sprang der Bezirk Niederbayern im Jahr 1957 als Käufer des „Staatsgutes Deutenkofen“ mit einer Gesamtfläche von knapp 58 Hecktar ein.

Die Hälfte des Geländes war mit der Auflage verbunden, die dort eingerichtete Baumwartschule sowie die laufenden Obstbauversuche weiterzuführen, der Rest bestand aus landwirtschaftlichen Nutzflächen, die verpachtet waren.

Im Juni 1960 legte der damalige Direktor des heutigen Agrarbildungszentrums und spätere Ministerialdirigent im Bayerischen Landwirtschaftsministerium, Alfred Gilch, eine Betriebsplanung für die Errichtung eines Beispielsbetriebes in Deutenkofen vor. 1968 wurde das Lehr- und Betriebsgebäude inmitten der Obstanlage errichtet.

Nachdem heimisch erzeugtes Obst in den Nachkriegsjahren noch eine große Bedeutung hatte, schwand mit steigender Kaufkraft und beginnender Globalisierung in den folgenden Jahrzehnten, die Nachfrage nach heimischem Obst. So wurde die Baumwartausbildung in Niederbayern, wie auch in anderen Regionen, eingestellt. Dennoch hielt der Bezirk Niederbayern an seiner Versuchswirtschaft fest. Nach Beendigung der flächenintensiven Versuche innerhalb der Obstanlagen, wurden die Sortimente in Deutenkofen erweitert und es wurde mit der Verarbeitung der Obstbrennerei begonnen.

Das war einer der Schlüsselmomente: Denn neben dem Anbau vieler Obstsorten und den verschiedenen Ausbildungen sei es vor allem auch die Veredelung über die Brennerei, die heute Deutenkofen auszeichnet. Dafür habe der Bezirk Niederbayern auch immer wieder Geld in die Hand genommen und investiert. 2004 wurde das neue Betriebsgebäude mit einem Lehrsaal für 50 Kursteilnehmer sowie eine computergesteuerte Brennerei eröffnet und es fand zum ersten Mal eine Obstsortenschau in Deutenkofen statt.

Die Investitionen damals ermöglichten den Ausbau des Kursprogramms im professionellen wie im Hobbybereich statt. Trotz des breiteren Kursangebotes liege der Schwerpunkt des Lehr- und Brennerausbildung in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim. 2016 wurde die Ausbildung zum „Baumwart“ wieder zum Leben erweckt und somit obstbauliches Fachwissen systematisch weitergereicht.

Beim Thema Schutz von Obstbaukulturen wie beispielsweise bei der Überdachung von Kirschbäumen, Hagelschutz für Äpfel und bei der Etablierung von Erdbeertunneln wurde viel unternommen. Letzteres habe dazu beigetragen, dass sich Niederbayern im Laufe der Jahre zu einer der führenden Erdbeeranbauregionen Bayerns entwickelt habe.

Die Herausforderungen, die die schnellen Klimaveränderungen mit sich bringen, werden nicht weniger, im Gegenteil. Zwar wird Niederbayern auch gerade wegen der Temperaturen eine gute Zukunft im Obstbau vorausgesagt, auch weil mittlerweile andere Regionen wie etwa in Franken, mit geringeren Niederschlägen und sinkenden Grundwasserspiegeln zu kämpfen haben.

„Auch die Zukunft muss gestaltet werden“

All das Fachwissen, das hier in Deutenkofen seit Jahrzehnten durch Forschung, Praxisversuche und der Zusammenarbeit mit anderen „Grün-Profis“ entstanden sind, seien die Früchte gemeinsamer Arbeit. Doch eine erfolgreiche Arbeit setze immer Menschen voraus, die sich engagieren wollen. Deshalb galt der Dank von Martina Hammerl dem gesamten Team in Deutenkofen rund um Hans Göding, der in Fachkreisen in Niederbayern hohes Ansehen genießt.

Hans Göding, der Betriebsleiter Lehr-und Beispielsbetrieb für Obstbau Deutenkofen

Bezirksrätin Martina Hammerl, Michael Braun – Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Veitshöchheim, Mitarbeiter von Veitshöchheim, Kajetan Schnitzer – Südostbayerischer Verband der Obst-und Kleinbrenner e.V.

Hammerl dankte weiterhin allen, die sich bei der Ausbildung der Obstbrenner eingebracht haben und nun verabschiedet wurden. So wie die heimischen Obstbäume künftig an Bedeutung gewinnen werden, so werden auch regional erzeugte Produkte immer wichtiger. Regional sei das das neue BIO, denn es gehe auch um kurze Transportwege, um regionale Wertschöpfungsketten, auch darum, dass Obstbauern durch die eigene Veredelung ihrer Produkte ein weiteres wirtschaftliches Standbein hinzugewinnen.

Ein Stück weit also gehe der Trend wieder „zurück zu den Wurzeln“ und das sei nach 66 Jahren kein Rückschritt, sondern ein Fortschritt, der auf den Erfahrungen dieser vielen Jahrzehnte basiere.

Bezirksrätin Martina Hammerl wünschte den 15 Teilnehmern des Brennerkurses viel Freude an ihrem Handwerk, viel Neugier, um wieder Neues ausprobieren zu wollen, ein gutes Gespür (nicht nur für den Vor- und Nachlauf), sondern ganz allgemein für den Markt und die Bedürfnisse ihrer Kunden. Hammerl wünschte weiter allen Absolventen viel Erfolg auf ihren weiteren Lebenswegen und freut sich, dass der Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstbau in Deutenkofen dazu beigetragen habe.

-hjl-

Bildbeschreibung:
Bezirksrätin Martian Hammerl mit den ausgezeichneten drei ersten des Lehrganges und mit ihren Ausbildern:
Herr Schnitzer ganz links, ganz rechts v. B. H. Braun, H. Scholz, stellv. Leiter ABZ, H. Hans Göding, Betriebsleiter Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstbau Deutenkofen
Fotos:
h.j.lodermeier

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